Winterthur - Keramik

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Die Winterthurer Hafner

Aus kaum einer Stadt der Schweiz liegen so viele Informationen zur Keramikproduktion und Keramiknutzung vor, wie für Winterthur im Kanton Zürich. Die archäologischen Untersuchungen der Kantonsarchäologie haben viele Fundinventare des 11./12. bis frühen 14. Jahrhunderts erbracht. Jüngere, gut datierte Funde ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts sind jedoch deutlich seltener. Es gibt nur einen typologisch um 1400 datierten Töpfereiabfall vom Winterthurer Untertor. Wichtiger Eckpfeiler der lokalen und regionalen Keramikchronologie ist die bauhistorisch vor 1501 datierte Verfüllung eines Schachtes aus Winterthur, Marktgasse 25. Ein Fundensemble aus dem Winterthurer Stadtgraben gehört ins späte 15. und frühe 16. Jahrhundert. Wichtig sind auch zwei Töpfereiabfälle der Zeit um 1600 bzw. des 17. Jahrhunderts, die die Verbindung zu museal erhaltenen Objekten aus Winterthurer Produktion herstellen. Zwei Winterthurer Kloakeninventare aus der Mitte und zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts sind besonders hervorzuheben. Dagegen fehlen bislang hinreichende Informationen zu den lokalen Keramikformen des 18. und 19. Jahrhunderts. Leider ist der Produktionsabfall der Keramikfirma Hanhart (1879–1887) wenig umfangreich.

Von kunsthistorischer und historischer Seite standen in der Vergangenheit vor allem die Fayence-Kachelöfen und das Fayencegeschirr des späten 16. bis frühen 18. Jahrhunderts aus Winterthur im Fokus. Seit dem 15. Jahrhundert können Hafner in Winterthur auch archivalisch nachgewiesen werden. Zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert lassen sich mehr als 80 Hafner, Ofenbauer und Kachelmaler belegen. Hervorzuheben sind hier vor allem die wirtschaftlich und künstlerisch über oft mehrere Generationen hinweg sehr erfolgreichen Hafner der Familien Huser, Mayer, Pfau, Erhart oder Graf. Sie stiegen in der städtischen Ämterhierarchie teilweise sogar bis zum Amt des Schultheissen auf. Die schon in barocker Zeit bestehende Hafnerfamilie Pfau war sehr bedeutsam für Winterthurs Stadtgeschichte, war sie doch Inhaberin der Hafnerei Pfau an der Marktgasse von 1526 bis 1719. Archäologische Belege weisen den kompletten Ersatz eines zweiphasigen Keramik-Brennofens mit Kachelinschrift des Erbauers David Pfau nach, ebenso eine zweiteilige Tonaufbereitungsgrube von 4 Kubikmetern Inhalt. Neben Zeugen der Hafnerei zählte auch Alltagsgeschirr aus glasierter Irdenware zu den Funden an der Marktgasse 60.[87]

Nahe der Hafnerei Pfau wurde an der Marktgasse 54 schon 1977 ein Steinkeller archäologisch erforscht, der in seinen Grundmauern noch erhalten ist und dessen Fundament ins 12. Jh. zurück reicht. Er wurde mit Geschirr- und Ofenkacheln aufgefüllt, was für die Forschung einen Querschnitt der um 1300 in Gebrauch gewesenen Geschirrformen und der geläufigen Kacheltypen ergibt. Für beide Keramikprodukte war bereits die Scheibentechnik mit standardisierten Fabrikaten in Gebrauch. Fayancefragmente von italienischen Produkten geben einen Hinweis auf die zu dieser Zeit privilegierte Bewohnerschicht an der Marktgasse.[88]

Die Hafner von Winterthur waren zunftmässig organisiert und verfügten über eine Handwerksordnung aus dem Jahr 1637, Diese behielt bis 1798 Gültigkeit. Der Ruf der Winterthurer Hafner reichte weit über die Stadtgrenzen hinaus. Bestellungen von Kachelöfen für Privatbauten und für herausragende öffentliche Bauten wie Rathäuser, Zunftstuben oder Klöster kamen aus den benachbarten Städten Luzern, Zürich, Schaffhausen und St. Gallen sowie den Kantonen Graubünden, Glarus, Thurgau, Zug und Schwyz.
https://de.wikipedia.org/wiki/Winterthur#Die_Winterthurer_Hafner; 31.01.23
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