Otto von Corvin-Wiersbitzky (1812-1886)

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Name (English)
Otto von Corvin-Wiersbitzky
Short name
Corvin-Wiersbitzky, Otto von
Year of birth
1812
Year of death
1886
Short Description
Biographie
C. wurde in preußischen Kadettenanstalten erzogen und stand seit 1830 als Leutnant in Mainz in Garnison, nahm aber bald seinen militärischen Abschied. Nach verschiedenen mißglückten Versuchen, im diplomatischen Dienst verwendet zu werden, lebte er als Schriftsteller in Leipzig, ohne über eine echte literarische oder nur journalistische Begabung zu verfügen. Um des Broterwerbs willen gab er Gelegenheitsschriften und jagdliche oder sportliche Zeitschriften heraus. Gemeinsam mit F. W. A. Held redigierte er die fortschrittliche „Locomotive“. Durch seinen Umgang mit demokratisch gesonnenen Persönlichkeiten des Leipziger Literatenvereines kam C. zu linksliberalen und antikatholischen Auffassungen. Daraus entstand zur Zeit der Streitigkeiten um die Ausstellung des Heiligen Rockes in Trier das berüchtigte Werk „Pfaffenspiegel, Historische Denkmale des Fanatismus in der römisch-katholischen Kirche“. Es handelt sich um eine oberflächliche Geschichtsklitterung, die, gerade infolge ihrer Böswilligkeit, in der Epoche des Nationalsozialismus oft aufgelegt (zuletzt 1940) und von neuem zu Hetzaktionen gegen die christlichen Kirchen benützt worden ist.

Bei Prüfung aus zeitlicher Distanz erweisen sich fast alle Schriften C.s, sogar seine Erinnerungen, als zu eilig angefertigte Kompilationen. Mit Recht sagt sein Herausgeber Hermann Wendell, daß C. „als Patengeschenk des Schicksals wohl mehr Leichtsinn und Selbstgefälligkeit als Tiefe und Gründlichkeit mitbekommen“ habe. Aus seinen weitschweifigen Erinnerungen dürften jene Seiten als Augenzeugenbericht lesenswert bleiben, auf denen er den Marsch der unglückseligen, aus Emigranten gebildeten „Deutschen Legion“ schildert, die im April 1848 aus Paris nach Straßburg zog.

C.s Teilnahme an der Revolution im Elsaß und am Oberrhein während des Frühjahrs, seine Tätigkeit als „Chef des Generalstabes“ der Aufständischen, in welcher Eigenschaft er die Festung Rastatt am 23. Juli 1849 an die preußischen Belagerer zu übergeben hatte, führte am 15.9. zu seiner Verurteilung zum Tode. Der Begnadigung folgte eine sechsjährige Haft im Zuchthaus zu Bruchsal (bis 1855). Seit jener Zeit lebte er, stets ungesichert, als freier Mitarbeiter und Berichterstatter der Presse in England, Amerika und Deutschland. Er schrieb zeitweise für die „Times“ und für Dickens „Household Words“. Die Augsburger „Allgemeine Zeitung“ schickte ihn 1861 als Sonderberichterstatter des Sezessionskrieges nach Amerika, und später war er als Korrespondent der „New York Times“ und der Wiener „Neuen Freien Presse“ in Deutschland tätig.
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