Andreas Hör (1527-1577)

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Name (English)
Andreas Hör
Short name
Hör, Andreas
Year of birth
1527
Year of death
1577
Short Description
Andreas Hör, schweiz. Glasmaler
Name: Hör, Andreas
Namensvariante/n: AH
Lebensdaten: * vor 6.1527 St. Gallen, † 6.1.1577 St. Gallen
Bürgerort: St. Gallen
Staatszugehörigkeit: CH
Vitazeile: Zeichner, Maler, Glasmaler, Kabinettscheibenmaler, Wandmaler
Tätigkeitsbereiche: Glasmalerei, Zeichnung, Malerei, Wandmalerei
Lexikonartikel: Vater von Andreas Hör war wahrscheinlich der Kleriker Clemens Hör († 1533) von Sankt Gallen, ab 1497 Kaplan zu St. Laurenzen, ab 1525 Schulmeister. Während der Reformation heiratete dieser Anna Rebstecken. Das Paar hatte zwei Söhne, Andreas und Clemens, und eine Tochter (geb. 1528). Beim Tod des Vaters 1533 war Andreas Hör etwa acht- bis zehnjährig. 1551 wird er erstmals als Glasmaler erwähnt, da er «lut stattschribers Zedel um das er min herren hat ain wappen in ain fenster geschenkt» und aus dem Stadtsäckel dafür entschädigt worden war. Am 20.9.1557 vermählte er sich mit Helena Strauss. Ihre beiden Söhne Gabriel (geb. 23.6.1558) und Esaias (geb. 22.7.1560). Hör war Mitglied der Schmiedenzunft, der er 1560–1575 als Elfer diente. Trotz seines grossen Œuvres musste er infolge Verschuldung 1573 sein Haus und die Werkstadt verkaufen. Zwei Wappenscheiben der Stadt kaufte ihm der Rat mit der Auflage ab, nur auf Geheiss weitere Scheiben zu brennen. Er starb arm, nur wenige Tage nach seiner Frau.

Erste bekannte Personen- und Allianzscheiben entstanden zwischen 1554 und 1558. Von 1560 stammen drei Standesscheiben (Glarus; Luzern; Schwyz), eine weitere (St. Gallen, Stadtbibliothek, St. Gallen) von 1566. Zwei Zunftscheiben (Metzger, Schweizerisches Landesmuseum, Zürich; Färber, Historisches Museum, St. Gallen) gehen auf die Jahre 1564 und 1565 zurück. Die von 28 Metzgern gestiftete Zunftscheibe stellt ein klassisches Beispiel der Verbindung zwischen den Scheibenstiftern und deren Wappen als Umrahmung, der Landschaft (den Viehbetrieb in der Stadt darstellend) und den zu schlachtenden Stier als Symbol des Opfers dar. Dabei verbannte der Glasmaler in den Familienwappen den Stier und ersetzte ihn durch andere Schlachttiere. Bilder und Wappen stellte Hör ikonografisch und künstlerisch sehr eigenständig in Silbergelb und Schwarzlot-Malerei dar.

Alle übrigen 1561–1575 ausgeführten Werke sind Scheiben mit vorwiegend stadt-sanktgallischen Stiftern. 1560 bis etwa 1569/1571 war Hör auf der Höhe seines Schaffens. Aus jenem Jahrzehnt sind über 40 mit AH signierte Arbeiten bekannt. Zwischen 1570 und 1575 liess seine Schaffenskraft stark nach; aus den letzten sechs Jahren seines Lebens sind nur noch vier signierte Glasmalereien erhalten.

Sein Handwerk muss Andreas Hör auswärts gelernt haben. Die Annahme Johannes Eglis (1925), Hör habe in Konstanz bei Caspar Stillhart als Lehrmeister eine Ausbildung absolviert, konnte nicht bestätigt werden. Hingegen fördert der Vergleich mit der Zürcher Schule verblüffende Parallelen zutage: Genau wie Carl von Egeri spielen ebenfalls Landschaft, Kriegergestalten und Ehefrauen in der Gestaltung der Werke des jungen Künstlers eine grosse Rolle. Seine ersten Arbeiten scheinen um 1550–51 in St. Gallen entstanden zu sein. Für einen Maler war es damals nicht leicht, sich in dieser Stadt zu etablieren. In jene Periode fällt auch die 1978 entdeckte, 1556–57 ausgeführte, zweiteilige Wandmalerei im Hause Hinterlauben 13 in St. Gallen, die – im Stilvergleich – Andreas Hör als Urheber in den Vordergrund rückt. Das Gemälde stellt eine in die hügelige Landschaft gebettete, turmbewehrte Stadt dar. Neben vier Wappen stadt-sanktgallischer Bürgerfamilien befinden sich drei Kriegsleute, zwei Frauengestalten und im Detail nicht mehr lesbare Spruchbänder. Vor und nach der Entstehung dieses Wandbildes schuf Hör ab 1551 und erneut ab 1554 und 1558 bis 1575 signierte Glasmalereien, deren Stifter St. Galler Bürger oder in der Stadt St. Gallen Niedergelassene waren. Formal, heraldisch und motivisch ist das Wandbild diesen Werken sehr ähnlich.

Insgesamt gehen etwa 50 bekannte Scheiben auf Andreas Hör zurück. Während die früheren Arbeiten in ihren Oberbildern Szenen aus dem Alten Testament nach Holzschnitten von Hans Holbein dem Jüngeren oder Bernard Salomon enthalten, entwarf Hör die späteren Motive und Landschaften selbst. Seine Werke waren lange verschollen, bis man 1891 mit dem Verkauf der Sammlung Vincent auf mit AH visierte Arbeiten aufmerksam wurde, die damals fälschlicherweise dem Nürnberger Radierer Augustin Hirschvogel zugeschrieben wurden. Andreas Hör war der bedeutendste St. Galler Maler des 16. Jahrhunderts und zugleich auch Glasmaler von schweizerischem Rang.

Werke: Staatliche Museen zu Berlin, Preussischer Kulturbesitz, Kunstgewerbemuseum; St. Gallen, Haus Hinterlauben 13 (Wandmalerei); St. Gallen, Historisches Museum; Zürich, Schweizerisches Landesmuseum (Teile der Sammlung Vincent).

Ernst Walter Alther, 1998, aktualisiert 2017
https://www.sikart.ch/KuenstlerInnen.aspx?id=9665258; 17.11.21.
Entity Encoding
piz
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